Artikel in der Badischen Zeitung von Dienstag, 27. September 2016
Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der Badischen Zeitung
Foto: Hanno Müller
„Wir sind hier im Ort alle offen“
Gäste und Gastgeber hatten Spaß beim Tag des offenen Hauses.
EMMENDINGEN-MUNDINGEN. Über 40 Flüchtlinge haben zu sich eingeladen und zahlreiche Gäste herzlich willkommen geheißen. Die unbegleiteten Jugendlichen sind mit Hilfe des Instituts für soziale Projekte (Insopro) in Einrichtungen in Bahlingen, Unadingen, Emmendingen und Mundingen untergekommen. Am Sonntag haben sie sich, Insopro und ihre Einrichtung in Mundingen bei einem „Haus der offenen Tür“ vorgestellt.
Ein kleiner blonder Junge steht auf einem Gartenstuhl. Er hält sich an einem Kickertisch fest, blickt über die Kante. Seine Augen haften an dem Ball, der über den Tisch rast und mit einem Klacken gegen die Bande schlägt. An den Stangen mit den Tischkickern stehen drei weitere blonde Kinder, eine blonde Frau mit Flechtzopf und ein Jugendlicher mit gebräunter Haut und dunklem Haar. Der dunkelhaarige Jugendliche ist heute einer von über 40 Gastgebern.
In der Einrichtung in Mundingen wohnen 14 unbegleitete Jugendliche. Ihre Eltern sind tot oder leben in einem Kriegsgebiet. Manche der Jugendlichen seien traumatisiert und erhalten psychologische Betreuung, sagt der 59-jährige Georg Stanossek, Sozialarbeiter bei Insopro. „Wir helfen den Jugendlichen aber auch, einen Schul- oder Ausbildungsplatz zu erhalten.“ Seit Oktober organisiert Insopro einen eigenen Unterricht in seinen Einrichtungen. Einige der Geflüchteten aus Mundingen besuchen die Carl-Helbig-Schule oder das Goethe-Gymnasium in Emmendingen. Andere befinden sich noch im Asylverfahren. Ob sie eine Zukunft in Deutschland haben, ist ungewiss, sagt Stanossek. Langfristig möchte Insopro die Geflüchteten hier integrieren.
Das Haus, in dem sie untergebracht sind, gehörte früher zu einer Strumpffabrik, sagt Axel Lienhart. Zusammen mit seinen beiden Brüdern vermietet der 33-jährige das Grundstück an Insopro – für ihn eine „super Erfahrung“. Er und seine Brüder hoffen, dass das Mietverhältnis noch lange bestehen bleibt. Probleme mit den Nachbarn habe es bisher nicht gegeben. Die wüssten zwar, dass hier Flüchtlinge wohnen, ergänzt Stanossek, sie wissen aber nicht, wer hier wohnt. Das „Haus der offenen Tür“ soll das ändern.
Die Flüchtlinge, die aus Afghanistan, Algerien, Gambia, Eritrea, Syrien und anderen Ländern kommen, wohnen in Zwei- oder Dreibettzimmern im Obergeschoss. Im Erdgeschoss haben sie ein Buffet angerichtet. Es gibt Gulasch, gefüllte Weinblätter, Couscoussalat, Kuchen und Gebäck. Im Garten hinter dem Haus spielt eine Band arabische Tanzmusik. An den Bierbänken sitzen südländisch aussehende Menschen zusammen mit Einheimischen. Der Sänger der Band fordert die Gäste zum Mitmachen auf und die Anwesenden klatschen im Takt zu der Musik. Die Sonne scheint.
„Wir sind hier im Ort alle offen“, sagt Ortsvorsteherin Carola Euhus. Die 50-jährige freut sich darüber, dass das Wetter so gut und der Andrang so groß ist. Derzeit baut sie einen Helferkreis auf, um die Geflüchteten in die Sportvereine zu integrieren. Einige spielen schon im Fußballverein mit, nun sollen Tennis- und Volleyballverein miteinbezogen werden.
Insopro ist ein gemeinnützig anerkannter Verein mit Sitz in Stegen, der vor 20 Jahren mit sozialen Projekten im Ausland angefangen hat. Seit Oktober 2015 betreut er unbegleitete Flüchtlinge im Landkreis. Der Verein hat etwa 50 Mitarbeiter und arbeitet mit Jugendamt und Stadtverwaltung zusammen.
Autor: Hanno Müller